Freitag, 11. November 2022

Alaaf!

Ja es ist wieder soweit, die Saison der Jecken beginnt heute in Köln um 11:11h. Damit ist der Karneval dem Markt mit dem kollektiven Durchdrehen wohl einen Tag hinterher.

Was – war – das – denn???

Man soll ja immer mit allem rechnen, dass man mal falsch liegt, auch, aber beim besten Willen kam eine solche Tageskerze nicht in meinem Repertoire der Möglichkeiten vor. Man sehe sich mal die letzten drei Tageskerzen im Dow an:

Dienstag in der roten Zone gestrandet, Mittwoch in rot und schloss gleich mit der ganzen Tagesstrecke vom Dienstag tiefer, Gestern dann nochmal mit der doppelten Tagesstrecke vom Mittwoch in Richtung Mond. Also gleich zwei Verdoppelungen hintereinander mit jeweils wechselnder Richtung. Das wäre dann schon das zweite Phänomen in Folge, was ungefähr so oft vor kommt wie wie Düsseldorfer Altbier in Köln! Zur Erinnerung: Die vorangegangene Ausnahme liegt gerade 11 Tage zurück und war die Monatskerze, die als Aussenstab über dem davor geschlossen hat, was es in einem solchen Pattern noch nie gab.

Aber gut, wir lernen dazu, bzw. es bleibt auch gar nichts anderes übrig, als die Augen aufzumachen. Ich bin ohnehin der Meinung, dass jede Strategie, wenn sie nicht gerade Saisonal ausgerichtet ist, nur eine begrenzte Lebensdauer hat. Diese These würde aber mehr als nur einen Blog füllen, wenn ich sie vollständig ausführen würde. Trading bedeutet: Lernen, immer wieder. Tut man dies nicht, gehört man früher oder später zu denen die auf den Markt schimpfen, weil früher alles besser war. Also muss auch ich aufpassen.

Ein kurzes Resümee: Im Dow sollten 32.800 von unten halten, das es sich hierbei um die klassische Wirkungsumkehr handelt, die den Grundstein meines gesamten Ansatzes ausmacht. Natürlich werde ich jetzt nicht alles über Bord werfen, weil es mal nicht funktioniert hat, aber ich werde mir das künftig genauer anschauen müssen. Zunächst halte ich das für eine Ausnahme, weil es ja fast immer funktioniert, dennoch: Holzauge sei wachsam!

Nun gut, ich weiss nicht wirklich, was den Markt durch die Decke befeuert hat, denn der Verbraucherpreisindex von 14:30 in den USA hat in der Regel ja nicht solch eine Durchschlagskraft, obwohl dieser auch zuletzt den Markt vor einem Monat an das Corona-Gap geschleudert hat und seither der Markt nur nach oben lief. Damals hatte ich die Bewegung als solche zwar vollständig richtig gesehen, aber wäre auch da nicht auf die Idee gekommen, dass diese News das letzten Endes richten würden. Vielleicht muss man das künftig besser im Auge behalten, denn womöglich haben sich ein paar Akteure genau darauf fokussiert, ähnlich wie zu den NFPs.

Der Dow schliesst also sogar über dem Gap bei 33.630, und ich getraue mich kaum noch, rote Linien zu zeichnen, aber bekanntlich ist es ja selten eine Einbahnstraße. In meinem Chart gibt es eine einzige Diagonale, und die auch nur, weil der Markt sich da schon oft daran orientiert hat. Ich bin kein Fan von schrägen Dingern, aber diese ist mir zu markant, um sie zu ignorieren – und – es scheint als käme sie wieder zum Tragen. Sie reicht heute bis genau an den Bereich der blauen Zone, die auch wiederum nur knapp unter dem letzten prominenten High vom August liegt.

Ich hatte ja kürzlich, im Oktober, als ich beschrieb, dass es aussergewöhnlich wäre, wenn der Oktober über dem September schliesst, auch mal kurz das Wort „ATH“ im Blog in den Mund genommen, aber selbst nicht wirklich dran geglaubt. So langsam wird das tatsächlich realistisch, denn wenn der Markt wirklich weiterhin so deutlich nach oben drückt, ist das nicht unwahrscheinlich. Aprospos: Das gestrige Close im Dow liegt übrigens exakt bei 38,2%, gemessen vom ATH zum Dip von vor vier Wochen. Ohne Fibos zu erklären, könnte man auch einfach sagen: Über die Hälfte der Strecke zum ATH ist in nur 4 Wochen bereits erledigt worden. Das kann man nun interpretieren wie man möchte. Die einen sehen einen perfekten Short-Einstieg, andere lesen nur „über die Hälfte wieder zurück gekauft“ und kriegen Dollar-Zeichen in den Pupillen.

Ich halte mich bedeckt, auch wenn der Markt gestern natürlich wieder mal ein Squeeze war, der zurück verkauft werden möchte, ist mir die Tageskerze ein wenig zu monströs, um da einfach Short dagegen zu wetten.

Die Grenzen sind relativ klar erkennbar, und sicherlich wird es auch nicht einfach über die blaue Zone im Dow laufen als wäre da nichts, aber ob das für 50 Punkte rückwärts reicht oder 500, das ist für meine Begriffe nicht einfach zu sagen, zumindest nicht mit einem Tag Vorlauf.

Zum DAX fehlen mir erst recht die Worte. Nach zwei mickrigen Tageskerzen ist die gestrige gleich fünf mal so lang und überhaupt die längste, grüne Kerze seit fast einem Jahr. Dort sind die Widerstände sogar leichter erkennbar, und auch hier ist Short-Scalping mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit möglich, aber auch hier ist nicht klar, wie weit.

Und nun fragt sich der eine oder andere sicherlich, warum ich nur von Short schreibe, wenn der Markt doch so long ist? Ganz einfach, ich halte es für fast unmöglich, bei diesem Bild einen statischen Punkt auszumachen, an welchem man den grünen Knopf ohne viel Kopfschmerzen drücken kann. Das wird viel mehr so sein, dass man in kleineren Timeframes Clusterungen abwarten muss, kleine Ranges, um dann dort einen Entry auszumachen, der auch das Risiko überschaubar macht.

Euch allen viel Erfolg beim heutigen Handel  🙂

LiveChart/Legende – bitte gerne hier nachlesen.

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